Martin Knauer

Der aufgeführte Monarch

Herrscherfeiern und Staatskult im Vor- und Frühkonstitutionalismus

Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme –
Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 496
Band 48

2014, 356 Seiten, 35 Abbildungen, Harteinband
2014, 356 pages, 35 figures, hardcover

ISBN 978-3-86887-027-5
Preis/price EUR 48,–

17 × 24cm (B×H), 900g

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Aus dem Inhalt / from the book:

Kurzzusammenfassung
Inhaltsverzeichnis


Kurzzusammenfassung:

Die Studie basiert auf der Annahme, dass sich Herrscherrepräsentation schon vor dem Bestehen einer konstitutionellen Alternative nicht ohne Zeichen öffentlicher Zustimmung in Szene setzen ließ und ›freiwillige‹ Anteile bürgerlicher Aktivität erforderte. Dies gilt besonders für die Inkubationsphase moderner Staatlichkeit. Seitdem durch die Französische Revolution und die Hinrichtung des Königs Dynastie generell zur Disposition stand, bedurfte sie stärker denn je der sichtbar zur Schau gestellten Akklamation. Herrschermacht, verstanden als symbolische Kommunikation, wurde nicht einfach ›von oben‹ zelebriert, sie war Teil einer wechselseitigen Aufführung, die Konsens und Mitwirkung der Untertanen notwendig voraussetzte.

Die als Huldigungen konzipierten, von den Bürgern aber oft in Eigenregie geplanten Herrscherfeiern lassen sich als Akzeptanzrituale beschreiben, die Fürsten und Untertanen einem gemeinsamen Willen unterstellen. Im Fokus der Analyse stehen somit ›bürgerliche‹ Praktiken monarchischer Inszenierung: Ehrenpforten, Transparente und Illuminationen. Anlässlich von Staats- und Verfassungsfeiern, Herrschergeburtstagen und Herrschervisiten wurden Büsten auf Vaterlandsaltären ›geweiht‹, in apotheotischer Absicht in Lebende Bilder integriert, in Festsälen, im Theater oder auf öffentlichen Plätzen aufgeführt.

Ausgehend von der Frage nach den gesellschaftlichen Anteilen an der monarchischen Repräsentation beleuchtet das Buch das Spektrum symbolisch-partizipativer Prozesse am Beispiel des bonapartistischen Königreichs Westphalen (1807–1813) und seiner Staats- und Verfassungsrituale, setzt diese aber zugleich in Beziehung zum Herrscherkult in dessen vorkonstitutionellen Vorläuferstaaten Hannover, Braunschweig und Hessen-Kassel.

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Inhaltsverzeichnis:

Vorwort

1. Einleitung: Der aufgeführte Monarch

1.1 Ritual, Zeremoniell, Fest: Interdisziplinäre Zugänge
1.1.1 Ritualisierung als Forschungskategorie
1.1.2 Festbegriff und Festforschung
1.1.3 Zeremonialisierung und Literarisierung
1.2 Herrscherfeiern als ›bürgerlicher‹ Integrationsakt
1.2.1 Die Idee ›bürgerlicher‹ Herrscherfeiern
1.2.2 Der Begriff der bürgerlichen Akteure
1.2.3 Familiarisierung, Theatralisierung und Tableaux vivants
1.2.4 Aufgeführte Bilder
1.2.4.1 Illuminationen und Transparente
1.2.4.2 Ehrenpforten
1.2.4.3 Büsten
1.2.4.4 Denkmäler
1.3 Bilder monarchischer Repräsentation: Die Visualisierung des Herrschers als ritueller Akt
1.4 Vorgehensweise
1.5 Quellen

2. Grundlagen: Festdiskurs und Festpraxis zwischen Aufklärung, Revolution und Konstitutionalisierung

2.1 Nützlichkeit und Patriotismus: Festreformkonzepte der Aufklärung
2.2 Vom revolutionären zum napoleonischen Staatskult
2.3 Adventus: Symbolische Bindung von Volk und Herrscher

3. Der inszenierte Landesherr: Herrscherfeiern als Aktionsräume ›bürgerlicher‹ Identitätsstiftung

3.1 The Madness of King George und die Idee des nationalen Königtums: Die englisch-hannoverschen Genesungsfeiern (1789)
3.1.1 Die Londoner Festtage: Bürgerlicher Wettstreit um monarchische Symbole
3.1.2 Die Feiern in Kurhannover
3.1.3 The King's recovery als Darstellungsform: Patriotische Bildentwürfe der Königsmacht
3.2 Braunschweigs patriotische Feste (1790/1794): Inszenierungen des antirevolutionären Vaterlandes
3.2.1 Das Braunschweiger Volksfest von 1790 im Spiegel patriotischer und literarischer Diskurse
3.2.2 Februar 1794: Die Rückkehr Carl Wilhelm Ferdinands aus dem Krieg gegen Frankreich
3.2.3 Der dienende Landesherr: Das Repräsentationsbildnis des Herzogs als preußischer Oberbefehlshaber und ›ewiger‹ Erbprinz
3.3 Reichskult und Bürgertreue: Herrscheraufführungen in Hessen-Kassel unter Landgraf Friedrich II. und Kurfürst Wilhelm I. (1783/1803)
3.3.1 Das Fest der Kurerhebung
3.3.2 Die Huldigung des hessischen Offizierskorps
3.3.3 Das Landgrafendenkmal als patriotischer Akt
3.3.4 Herrscherrepräsentation im Übergang: Der Anfall der kurmainzischen Ämter

4. Patriotischer Staatskult im westphälischen Verfassungsstaat (1807–1813) – ein Modell staatsbürgerlicher Integration

4.1 Herrschaft durch Huldigung: Die Gründung Westphalens als ritualisierter Konsens
4.1.1 Ersteinzug und Huldigung
4.1.2 Herrschaft durch Reisen: Westphalens ›kleiner Adventus‹
4.1.2.1 Der Einzug in die Departements- und Distriktshauptorte
4.1.2.2 Jérômes Manufaktur-, Gruben- und Hüttenbesuche
4.1.2.3 Traditionelle Herrschervisualisierung der Universitäten: Das Beispiel Göttingen
4.1.3 Herrschertriumph in Bürgerhand: Die Politik der Ehrenpforten
4.1.4 Westphalens Triumphbogen als Symbol der Einheit von Nation und Monarchie
4.2 Geburtstag – Verfassungstag – Nationalfeiertag: Die Symbolik des 15. November
4.2.1 Übernommene Form: Die Napoleonfeiern
4.2.2 Die Grundlagen des westphälischen Staatskultes
4.2.3 Sakrales Herrschaftszeremoniell: Das Te Deum
4.2.4 Die Ausstattung des Administré: Metaphern symbolischer Vereinigung
4.2.5 Festgehaltene Form: Monarchische Universitätsfeiern
4.2.6 Das Porträt des Königs
4.2.7 Westphalens Schwur der Nation: Bild und Zeremoniell

5. Die Rückkehr der Fürsten und die Symbolmacht der Bürger: Aneignungsstrategien herrschaftlicher Repräsentation nach 1813

5.1 Konkurrierende Adventuskonzepte
5.2 Die Illuminationen im bildlichen und literarischen Diskurs
5.3 Symbolischer Rollentausch: Der bürgerliche Kriegsheld als Repräsentant der Nation

Fazit

Literaturverzeichnis

Siglen- und Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Personenregister

Sachregister

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