Martin Knauer, Verena Kümmel (Hgg.)

Visualisierung konstitutioneller Ordnung 1815–1852

Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme –
Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 496
Band 38

2011, 194 Seiten, 8 Beiträge, 48 Abbildungen, Harteinband
2011, 194 pages, 8 essays, 48 figures, hardcover

ISBN 978-3-86887-007-7
Preis/price EUR 32,–

17 × 24cm (B×H), 650g

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Aus dem Inhalt / from the book:

Kurzzusammenfassung
Inhaltsverzeichnis
Näheres zu den Beiträgen


Kurzzusammenfassung:

Die historische Forschung hat sich mit der politischen Symbolik des Frühkonstitutionalismus bisher wenig beschäftigt. Ursache hierfür ist die komplizierte Konkurrenz dynastischer und parlamentarischer Ordnungsentwürfe sowie der dazugehörenden Bilder und Zeichen. Um zu wirken, bedarf auch konstitutionelle Herrschaft nicht nur zeremonieller und oratorischer, sondern ebenso visueller Formen. Es scheint darum ein lohnendes Unterfangen, die performative Dialektik monarchisch-parlamentarischer Repräsentation in ihrer ikonografischen Dimension näher zu bestimmen.

Der Band setzt sich zum Ziel, Inszenierungsmuster und Bildstrategien parlamentarischer Identitätsbildung während der Inkubationsphase moderner Staatlichkeit zu untersuchen. Auf der Basis neuer visueller Reproduktionstechniken des 19. Jahrhunderts, wie Lithografie und Fotografie, aber auch traditioneller Bildträger gilt es, zeitgenössische Darstellungen konstitutioneller Regierungspraxis und ihrer politischen Akteure in den Blick zu nehmen. Die dem Konstitutionalismus eigene Symbolsprache bildete Machtverhältnisse nicht einfach ab, sondern schuf ein neues politisches Bewusstsein. Konstitutionelle Ordnung visualisiert sich dabei auf verschiedenen Ebenen: Über Verfassungs- und Parlamentsfeiern, Wahlkämpfe und deren Medialisierung, Denkmalstiftungen und Ausstattungsprogramme. Die Beiträge befassen sich unter anderem mit parlamentarischen Legitimationsstrategien in Frankreich unter Louis-Philippe und der Zweiten Republik, Abgeordnetenporträts in Frankfurt, Wien und Prag sowie dem frühviktorianischen Bildprogramm im Palace of Westminister nach dem Brand von 1834.

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Inhaltsverzeichnis:

Martin Knauer, Verena Kümmel:
Einleitung

Benjamin Schröder:
Von großen Männern und Politik als Krieg.
Überlegungen zur medialen Konstruktion von Abgeordneten-Images im deutschen Vormärz

Martin Knauer:
Vox populi, vox imperatoris.
Louis-Napoléons visueller Aufstieg zur Macht (1848–1852)

Ewald Grothe:
»Solche Ehre pflegt sonst ja nur Regenten zu widerfahren.«
Zur Visualisierung des Parlamentarismus im mitteldeutschen Konstitutionalismus 1830–1848

Susanne H. Kolter:
Die Lords Chamber des New Palace of Westminster als konstitutionelles Lehrstück.
Zum Verhältnis von Parlament und Krone im frühviktorianischen England

Eva Maria Werner:
Zeremoniell und Revolution.
Die Eröffnung des Wiener Reichstags von 1848

Luboš Velek:
Die Vorstellungen der böhmischen Bevölkerung von Parlamentarismus, Konstitutionalismus und dem ›idealen‹ Abgeordneten während der Revolution 1848/49

Verena Kümmel:
L'éloquence, la justice, la fermeté.
Die Bestattung Casimir-Pierre Périers und das erste Denkmal für einen französischen Minister

Andreas Köstler:
Bildakte ersehnter Verfassung.
Visualisierungsstrategien konstitutioneller Ordnung im preußischen Vormärz

Abstracts

Verzeichnis der Autorinnen und Autoren

Index

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Näheres zu den Beiträgen:

Benjamin Schröder:
Von großen Männern und Politik als Krieg.
Überlegungen zur medialen Konstruktion von Abgeordneten-Images im deutschen Vormärz

Zusammenfassung

Das Verlangen der Öffentlichkeit nach derartigen Informationen beantwortend, erschienen ab den späten 1830ern bis hin zu der Revolution von 1848/49 eine Vielfalt an Texten und Bildern, die den deutschen Parlamentarismus beschrieben. Statt objektive Darstellungen zu sein, konstruierten diese Beschreibungen von den Politikern vielmehr Bilder, die in sich bestimmte Erwartungen gegenüber Parlamentariern und dem politischen Bereich im Allgemeinen trugen. Von ›guten‹, d.h. fähigen, Abgeordneten wurde erwartet, eindrucksvolle Persönlichkeiten zu sein und unumstößliche Überzeugungen aufzuweisen gegenüber der bedeutenden Materie, mit der sie sich zu befassen hatten. Die Debatten zwischen diesen Männern stellte man sich folglich als grundsätzliche Streitigkeiten vor, Politik wurde als Krieg begriffen. Diese Darstellungen waren insofern problematisch, als dass sie auf negative Weise die Funktionalität des frühen parlamentarischen Systems in Deutschland beeinflussten. Während sie mit diskursiven Strategien in Bezug auf den liberalen Kampf um politische Emanzipation erklärt werden können, müssen sie nicht notwendigerweise als Langzeit-Belastung für die deutsche politische Kultur betrachtet werden, wie Ernst Fraenkel vorschlug.

Abstract

Answering public demands for such information, a variety of texts and images describing German parliamentarians appeared from the late 1830s up to the revolution of 1848/49. These descriptions, rather than being objective representations, constructed images of the politicians which carried in them certain expectations towards parliamentarians and the political sphere in general. ›Good‹, i.e. able, representatives were expected to be impressive personalities holding unalterable convictions about the important subject matter they were dealing with. The disputes between these men were consequently imagined as fundamental quarrels, politics was conceptualised as war. These visualisations were problematic insofar as they negatively affected the functionality of early parliamentary systems in Germany. While they can be explained by discursive strategies related to the liberal fight for political emancipation, they need not necessarily be viewed as a long-term burden on German political culture, as suggested by Ernst Fraenkel.

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Martin Knauer:
Vox populi, vox imperatoris.
Louis-Napoléons visueller Aufstieg zur Macht (1848–1852)

Zusammenfassung

Das bekannte Narrativ des über Putschversuche und politische Manipulationen die Macht erobernden Kaiserneffen Louis Napoleon besitzt noch ein zweites, weit weniger beachtetes Pendant: das des konstitutionellen, demokratisch gewählten Abgeordneten und Prince-Président. Hinter beiden Karrieren stehen aufeinander aufbauende Images, die auf besondere Weise durch die massenhafte Produktion und gezielte Verbreitung gedruckter Porträts geprägt wurden. Während für das Zweite Kaiserreich die Frage nach der Funktion von Staatsporträts bei der Sicherung der Macht näher untersucht wurde, fanden die frühen Darstellungen Louis-Napoleons bislang kaum Beachtung. Im Fokus des Beitrags stehen Visualisierungen, die in Wechselwirkung mit der Berichterstattung die entscheidenden Etappen napoleonischer Machtergreifung reflektieren und dabei Aussagen über das politische Selbstverständnis des sich bis 1852 notgedrungen über die republikanische Verfassung legitimierenden Bonapartismus erlauben.

Abstract

The story of the emperor's nephew Louis-Napoléon and his climb to power by means of attempted coups and political manipulation are a well-known narrative. The counterpart to this account, that of the constitutional and democratically elected member of parliament and Prince-President, has received far less attention. Both careers rested on images that built on each other and were particularly marked by the mass production and targeted dissemination of printed portraits. While the question of state portraits in the Second French Empire and their function for securing power has already been addressed, the early depictions of Louis-Napoléon have not yet received much attention. This paper focuses on visualisations reflecting the decisive stages of the Napoleonic seizure of power, supported by reports and comments on these events. This approach allows for reflecting on the political self-understanding of Bonapartism, a system that up until 1852 had no choice but to rely on the constitution of the Republic for its own legitimisation.

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Ewald Grothe:
»Solche Ehre pflegt sonst ja nur Regenten zu widerfahren.«
Zur Visualisierung des Parlamentarismus im mitteldeutschen Konstitutionalismus 1830–1848

Zusammenfassung

Im frühen 19. Jahrhundert sind symbolische Formen und repräsentative Handlungen im politischen Sektor praktiziert und rezipiert worden. Dabei ist an Monarchentreffen, Thronjubiläen, Verfassungs- und Huldigungsfeste ebenso zu denken wie an die Visualisierung und kommunikative Vermittlung parlamentarischer Tätigkeit. In dem Beitrag werden parlamentarische Zeremonien und Riten aus der Zeit des Vormärz in zwei deutschen Mittelstaaten untersucht: dem Königreich Sachsen und dem Kurfürstentum Hessen. Sie werden daraufhin befragt, wie sie bildlich und sprachlich vermittelt wurden und welche Wirkung sie hinterließen. Zudem wird die Ikonographie von Parlamentsneu- bzw. umbauten erläutert. Es zeigt sich, dass repräsentative Verfahren im Vormärz an frühere Formen anknüpften und diese modifizierten. Dabei konkurrierten Symbolsprache und Selbstinszenierung von Landesherr und Landtag. Mit Blick auf die sprachliche, ikonographische und symbolische Vermittlung konstitutioneller und parlamentarischer Praxis kann man von einer Verfassungs- oder Parlamentskultur im Vormärz reden, die in vieler Hinsicht ein Vorspiel zur Revolution von 1848/49 bildete.

Abstract

Symbolic forms and representative acts played a huge part in early 19th century political landscapes and usage. This includes meetings of princes, jubilees on the throne, constitutional and devotional celebrations as well as the visualisation and communicative transmission of parliamentary activity. The article discusses parliamentary ceremonies and rites from the days of »Vormärz« taken from two German intermediate powers: the Kingdom of Saxony and the Electorate of Hesse-Kassel. The article will look at the visual and verbal transmission and its long-lasting effects. At the same time, the construction and the archictectural style of parliamentary houses will be examined, both in new building and in remodelled ones. We will find a state of competition between prince and parliament in terms of both symbolism and self-promotion. Given this view of the iconographic and symbolic transmission of constitutional and parliamentary practice one can pinpoint a constitutional or parliamentary culture of »Vormärz« which, in many respects, became a prelude to the revolution of 1848/49.

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Susanne H. Kolter:
Die Lords Chamber des New Palace of Westminster als konstitutionelles Lehrstück.
Zum Verhältnis von Parlament und Krone im frühviktorianischen England

Zusammenfassung

Am 18. Oktober 1834 zerstörte ein fürchterliches Feuer große Teile des Old Palace of Westminster, London. Während die Westminster Hall dem Feuer entkam, wurden das Queens Chamber und die ehemalige St Stephen's-Chapel zerstört. Die folgenden Jahre fand ein gewaltiges Wiederaufbau-Projekt statt, das ein sehr dekoratives Schema beinhaltete. Angewandte und bildende Künste machten sich gleicherweise an die Arbeit, das Gebäude nicht nur mit Pracht, Prunk und Majestät zu schmücken; besonders die Wandmalereien sollten ein geeignetes ikonographisches Programm präsentieren, indem sie eine komplexe Interpretation der Vergangenheit und der Gegenwart der Nation anboten. Entsprechend wurde die Frage der Verfassung selber zu einem entschieden wichtigen Thema, enthalten in mehreren Teilen des dekorativen Entwurfs. Insbesondere die sechs Lords Chamber-Freskos illustrieren Regierungsmaßstäbe, die Funktionen des House of Lords sowie die Beziehung zwischen der Versammlung und dem Monarchen. Dadurch wurde das System der Mischverfassung, das Zusammenspiel von Parlament und Krone, als die wahre Stärke der Nation und als ein Schutz gegen revolutionäre Übel charakterisiert und präsentiert.

* * *

Abstract

On October 18th 1834 a dreadful fire destroyed major parts of the Old Palace of Westminster, London. While the Westminster Hall escaped the fire, the Queens Chamber and the former St Stephen’s Chapel were ruined. The following years saw an immense rebuilding project which included a rich decorative scheme. Applied arts and fine arts alike were set to work not only to invest the building with magnificence, splendour and majesty; especially the wall paintings were intended to present a decent iconographic programme, offering a complex interpretation of the nations past and present. Accordingly the issue of Constitution itself was made a decidedly important topic, embodied in several parts of the decorative scheme. In particular the six Lords Chamber frescoes illustrate standards of government, the functions of the House of Lords as well as the relationship between the assembly and the Sovereign. Thereby the system of mixed government, the interaction between parliament and crown, was characterised and presented as the real strength of the nation and a safeguard against revolutionary evil.

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Eva Maria Werner:
Zeremoniell und Revolution.
Die Eröffnung des Wiener Reichstags von 1848

Zusammenfassung

Die revolutionäre Welle des Jahres 1848 erreichte Wien am 13. März. Der Rücktritt Metternichs machte den Weg frei für eine kurze konstitutionelle Ära in Österreich. Die Wahlen zum ersten gesamtösterreichischen Parlament fanden im Sommer 1848 statt. Zunächst lagen die Vorbereitungen zur feierlichen Eröffnung des neuen Reichstags gänzlich in der Hand der Regierung und dort besonders beim Innenminister. Stand hier folglich keine Selbstinszenierung des neuen Parlaments, sondern eine Inszenierung der traditionellen Gewalten bevor? Oder kann man von einer gemeinschaftlichen Inszenierung von Regierung und Reichstag als eine Art neuem, eben konstitutionellen Staat sprechen? Ein entscheidendes Signal setzten die Abgeordneten: Sie entschieden sich dafür, den Kaiser nicht zu bitten, den Reichstag zu eröffnen, sondern diesen dazu einzuladen. Außerdem hielt Erzherzog Johann, der anstelle des Kaisers die Parlamentseröffnung durchführte, zwar eine Thronrede, verzichtete mit dem Eid aber auf einen klassischen Bestandteil solcher Eröffnungsfeierlichkeiten in konstitutionellen Staaten.

Abstract

The wave of the 1848 revolution reached Vienna on 13 March. Metternich's resignation opened the way for a brief constitutional era in Austria. The elections for the first all-Austrian parliament took place in the summer of 1848. Initially, the government was entirely responsible for preparing the ceremonious opening of the new parliament, the minister of the interior in particular. Is it, therefore, justified, not to refer to the coming events as the self-staging of the new parliament, but rather the staging of the traditional powers? Or was this an act of joint staging by both government and parliament representing a new, constitutional state? The members of parliament set a decisive signal: They decided not to ask the Emperor to open parliament but, rather, to invite him to do so. What is more, while Archduke Johann, who opened parliament instead of the Emperor, gave a speech from the throne, by refraining from taking the oath he abstained from a classical feature of such opening ceremonies in constitutional states.

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Luboš Velek:
Die Vorstellungen der böhmischen Bevölkerung von Parlamentarismus, Konstitutionalismus und dem ›idealen‹ Abgeordneten während der Revolution 1848/49

Zusammenfassung

Die Ereignisse des Revolutionsjahres 1848 wirkten sich auch auf Böhmen aus. Dies zeigte sich auch im Bereich der politischen Semantik, so wurden im Zuge der Revolution neue Wörter und Begriffe in der tschechischen Sprache eingeführt. Die Bevölkerung wie auch die Politiker suchten nach eigenen Symbolen um dem Charakter ihres Nationalgefühls Ausdruck zu verleihen. Prag verwandelte sich zum Beispiel in einem Laufsteg deutscher Trikoloren und rotweißer Kokarden. Aber nicht nur auf den Straßen versuchten sich die Deutschböhmen und Tschechen voneinander abzugrenzen. Der Beitrag geht insbesondere der Frage nach den Eigenschaften und Fähigkeiten der idealisierten Volksvertreter im böhmischen Landtag nach und untersucht die Betrachtungsweise von Bevölkerung und Presse. Problematisiert wird der unübersichtliche Ablauf der Wahl und die geringe Zahl an verfügbaren ›idealen‹ tschechischen Volksvertretern.

* * *

Abstract

The lands of the Bohemian Crown were not unaffected by the revolutionary events of 1848. It was a time of extraordinary upheaval with social changes happening on a daily basis. New words and terms found their way into the Czech language in this time; the national character found its representation in new symbols. Prague's streets, for instance, were converted into multicoloured promenades of German tricolours and red and white cockades. But the streets were not the only stage used by the German Bohemians and Czechs to draw the line between their respective groups. This paper examines the question of the nature and skills of the idealised people's representatives in the Bohemian assembly, considered through the eyes of the people and the press. In addition, the course of the election, its confusing nature and the very few ›ideal‹ Czech representatives available will be dealt with.

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Verena Kümmel:
L'éloquence, la justice, la fermeté.
Die Bestattung Casimir-Pierre Périers und das erste Denkmal für einen französischen Minister

Zusammenfassung

Der Premier-Minister Casimir-Pierre Périer war zu seinem Todeszeitpunkt im Mai 1832 nicht sehr beliebt. Nichtsdestotrotz, obwohl seine Beerdigung keine klare Grundlage im Gesetz hatte, hatte diese alle Merkmale eines Staatsbegräbnisses, und Périer war der erste französische Politiker, der ein Monument erhielt.
Dieser Beitrag legt dar, dass Périers Begräbnis, zusätzlich zu einem königlich und militarisch zeremoniellen Begräbnis auch das erste nationale Begräbnis in Frankreich war, abgesehen von den Beisetzungen im Pantheon. Die Franzosen ehrten ihn mit einer Aufbahrung in seiner offiziellen Residenz, dem Innenministerium, einer Gedenkfeier, einem Leichenzug mit Nationalsymbolen, wie der Trikolore, und Grabreden. Durch eine Spendenaktion zahlte das Volk außerdem für sein Monument, das Périer als Verteidiger konstitutioneller Werte und der Charte feiert. Daher kann es als Monument für die liberale Opposition gegen Karl X. gesehen werden.

Abstract

The prime minister Casimir-Pierre Périer was not very popular at the time of his death in May 1832. Nonetheless, although his funeral had no clear basis in law, it had all the features of a state funeral and Périer was the first French politician to receive a monument.
This article argues that in addition to royal and military ceremonial funeral, Périer’s funeral was the first national funeral in France other than the burials in the Pantheon. The French honoured him with a lying-in-state in his official residence, the Ministry of the Interior, a service, a funeral cortege with national symbols, like the Tricolour, and funeral eulogies. Through a fund-raising campaign the people also paid for his monument, which celebrates Périer as defender of constitutional values and the Charte. Therefore, it can be seen as a monument for the liberal opposition against Charles X.

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Andreas Köstler:
Bildakte ersehnter Verfassung.
Visualisierungsstrategien konstitutioneller Ordnung im preußischen Vormärz

Zusammenfassung

Keine Verfassung zu haben, bedeutet nicht, sie sich nicht lebhaft vorstellen zu können. Nur unter dieser Prämisse wäre überhaupt davon zu sprechen, im preußischen Vormärz habe es konkretere Vorstellungen konstitutioneller Ordnung gegeben, welche verbildlicht hätten werden können. Wenn man allerdings versucht, überzeugende Visualisierungen von konstitutionellen Ordnungen aufzurufen und sie mit den gängigen Vorstellungen vom preußischen Vormärz in Einklang zu bringen, stellt sich das zunächst als fast hoffnungsloses Unterfangen dar. Die Vorstellung der spezifisch preußischen Bildakte einer ersehnten Verfassung lässt sich daher sehr gut am Beispiel der Skulpturen im Öffentlichen Raum der preußischen Hauptstadt untersuchen. Neben dem ›Berliner Skulpturenpark‹ werden dabei auch die Flugblatt- und Flugschriftenpropaganda der Zeit um 1848 in die Analyse integriert. Es wird die These aufgestellt, dass zwischen der – missglückten – Verfassungsdiskussion und Forderung nach Repräsentation in Preußen und den dort entwickelten Visualisierungsstrategien ein Zusammenhang besteht: Statt einer Konstitution trifft man in Berlin auf die Bestückung des Stadtraums mit prominenten Vertretern einer Quasi-Konstitution.

Abstract

Not having a constitution does not mean being unable to vividly imagine one. It is only on this premiss that it is possible to talk of the existence of concrete ideas of constitutional order that could have been visualised during Prussia's Vormärz. Initially, though, it appears to be an almost futile endeavour to try and call up convincing visualisations of constitutional order and to then bring these into line with established ideas of Prussia's Vormärz. But the sculptures in the public space of the Prussian capital are an excellent example for considering the notion of the specifically Prussian visualisations of a desired constitution. Apart from the Berlin sculpture park (Berliner Skulpturenpark), the analysis is also based on the leaflet and pamphlet propaganda in the years immediately before and after 1848. The paper proposes that there is a connection between the – failed – constitutional discussion and the demand for representation in Prussia on the one hand and Prussian visualisation strategies on the other. Instead of a constitution, Berlin is home to prominent representatives of a quasi-constitution.

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