Jutta Götzmann

Römische Grabmäler der Hochrenaissance

Typologie – Ikonographie – Stil

Beiträge zur Kunstgeschichte des Mittelalters und der Renaissance
Band 13
Herausgegeben von Joachim Poeschke

2010, 436 Seiten, 166 Abbildungen, broschiert/Fadenheftung
2010, 436 pages, 166 figures, paperback/sewn

ISBN 978-3-930454-41-9
Preis/price EUR 62,–

17 × 24cm (B×H), 1000g

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Aus dem Inhalt / from the book:

Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
Summary
Riassunto


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Forschungsthema
Forschungsstand und Zielsetzung

1. Der Typus des Wandgrabmals in der römischen Früh- und Hochrenaissance

1.1 Das Römische Wandgrabmal des Quattrocento
1.2 Die Ausbildung des Hochrenaissancegrabmals in Rom
Der demi-gisant: Entwicklung und Deutung einer neuartigen Liegefigur
Das Motiv des antiken Triumphbogens als formgebendes Element der Wandgliederung

Die Initialwerke des ersten Jahrzehntes

Die Grabmäler für die Kardinäle Ascanio Maria Sforza und Girolamo Basso della Rovere in S. Maria del Popolo

1. Stand der Forschung

2. Die Viten der Verstorbenen

3. Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte der Kardinalsgrabmäler

Die Auftragserteilung durch Papst Julius II.
Umbau und Neuausstattung der Chorkapelle

4. Die Genese der Grabmäler in den Entwürfen

5. Ikonographie und Stil der Monumente

Der architektonische Wandaufbau
Die Ornamentik
Die Kardinaltugenden
Die theologischen Tugenden

6. Die Konzeption des Doppelgrabmals

Die Rezeption im zweiten Jahrzehnt –
Das Doppelgrabmal für Kardinal Giovanni Michiel und Bischof Antonio Orso in S. Marcello al Corso

1. Das Grabmal im Spiegel der Forschung

2. Die Biografien der Verstorbenen

3. Auftragserteilung und Werkgenese

Die Entstehungsgeschichte im Licht erhaltener Archivalien
Die ursprüngliche Aufstellung des Grabmals
4. Das Prälatengrabmal an der Mittelschiffwand von S. Marcello al Corso:

Beschreibung und Analyse des heutigen Erhaltungszustands
Ikonographie des Wandgrabmals
Die Architektur und Ornamentik
Die Putten der Bekrönung und die figurativen Reliefs
Die Sarkophagfiguren
Die vier Heiligenfiguren

5. Die Rekonstruktion des ursprünglichen Monuments und die nachträgliche Erweiterung zum Doppelgrabmal

Künstlerische Innovation in den 20er Jahren –
Die Wandgrabmalsprojekte unter Leitung Baldassare Peruzzis

Das Doppelgrabmal für Francesco und Benvegnate Armellini in S. Maria in Trastevere

1. Kurzvita, Tod und Beisetzung des Kardinals Francesco Armellini Medici

2. Die ursprünglichen Grabmalsplanungen für Rom und Perugia

3. Stand der Forschung

4. Diskussion der Entwürfe

Rekonstruktion des ursprünglichen Projektes Antonio Elias
Der erste Alternativentwurf
Baldassare Peruzzis (Frankfurt)
Der zweite zeichnerische Entwurf Peruzzis (New York)
Rekonstruktion der Grabmalskonzeption Baldassare Peruzzis

5. Von der Planung zur Ausführung

Das Grabmal für Papst Hadrian VI. in S. Maria dell'Anima

1. Kurzvita, Tod und Beisetzung Hadrians

2. Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte des Grabmals in S. Maria dell'Anima

3. Überblick über die Forschungsgeschichte

4. Rekonstruktion des Monuments in der ursprünglichen Chorkapelle

Zum Standort des Grabmals
Beschreibung des heutigen Zustands
Die Rekonstruktion des originalen Zustands

5. Ikonographie und Stil von Wandaufbau und Dekor

Die architektonische Gliederung
Die Putten des Wandgrabmals
Die Mittelnische

6. Stil, Typologie und Ikonographie der sechs Tugendallegorien

Die vier Kardinaltugenden
Exkurs zum Künstler Michelangelo Senese
Die zwei erhaltenen theologischen Tugenden

7. Die Epigraphik des Grabmals

8. Das Hadriansgrabmal als Bestandteil der gesamten Choraustattung

Die Entwicklung des Memorialchores

Ausblick auf das römische Wandgrabmal der Spätrenaissance

Zusammenfassung
Summary
Riassunto

Dokumente

1. Zu den Grabmälern der Kardinäle Sforza und Basso della Rovere
2. Zum Monument der Prälaten Michiel und Orso
3. Zum Doppelgrabmal von Francesco und Benvegnate Armellini
4. Zum Grabmal Papst Hadrians VI.

Literatur
Abbildungsverzeichnis
Personenregister
Ortsregister

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Zusammenfassung

Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist das römische Grabmal der Hochrenaissance, das innerhalb der ersten drei Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts seine eigentliche Ausprägung erhielt. Obgleich Rom mit Beginn des Cinquecento zum bedeutendsten Zentrum der Hochrenaissance aufstieg und die Grabmalsskulptur einen der wichtigsten Auftragsbereiche – nicht nur der päpstlichen Kurie – darstellte, hat die kunsthistorische Forschung diesem Themenkomplex bislang nur vereinzelte Studien gewidmet. Dieses Desiderat führte zu der vorliegenden Studie, die sich auf den Zeitraum vor dem Sacco di Roma und somit auf eine bisher generell wenig erforschte Periode der Bildhauertätigkeit in Rom konzentriert. Erst nach dem Abschluss der vorliegenden Untersuchung entstanden weitere Forschungsprojekte, die Studien über den hier vorgegebenen zeitlichen Rahmen hinaus hervorgebracht haben. Die Sicherung der Memoria durch aufwendige Sepulkralplanungen, die hiermit verbundenen Fragen nach Initiative und Auftragsvergabe, ikonographischem Programm und formaler Gestaltung, Würdigung des Bestatteten und seiner Familie sowie strategischen Karriereplanungen stehen derzeit wie nie zuvor im Zentrum des wissenschaftlichen Interesses.

Das Thema dieser Publikation ist auf ausgewählte Monumente kurialer Würdenträger beschränkt, die durch denselben Wandgrabmalstypus gekennzeichnet sind und in eindeutiger Bezugnahme und bewusster Rezeption entstanden. Typologische, motivgeschichtliche und stilistische Fragestellungen stehen im Vordergrund der Betrachtung. Die Prototypen bilden zwischen 1505 und 1509 die Grabmonumente für die Kardinäle Ascanio Maria Sforza und Girolamo Basso della Rovere in S. Maria del Popolo, die der Florentiner Bildhauer Andrea Sansovino im Auftrag von Papst Julius II. fertigte. Wenige Jahre später folgte hierauf das Doppelgrabmal für Kardinal Giovanni Michiel und seinen Neffen Antonio Orso in S. Marcello al Corso, ein Werk, das in der bisherigen Forschung hinsichtlich der konkreten Datierung und der künstlerischen Zuschreibung stark schwankt und namentlich sowohl mit Andrea Sansovino als auch mit einem Künstler seiner direkten Nachfolge – gelegentlich mit Jacopo Sansovino identifiziert – in Verbindung gebracht wurde. Ebenso wie die in den Jahren 1521 und 1524 in S. Maria in Trastevere entstandene Doppelgrabmals-Anlage für Kardinal Francesco Armellini Medici und für dessen Vater Benvegnate verweisen die genannten Werke direkt auf die Archetypen Sansovinos des ersten Jahrzehnts. Nach dem ursprünglichen, nicht realisierten Entwurf eines lombardischen Künstlers wurde das ambitiöse Projekt in die Hände des Sieneser Architekten Baldassare Peruzzi gelegt. Peruzzi, der nach dem Tod Raffaels zum zweiten Architekten von St. Peter avanciert war und enge Beziehungen zum apostolischen Hof unterhielt, folgte dem bereits erfolgreich erprobten Modell Raffaels in der Chigi-Kapelle und erstellte den zeichnerischen Grabmalsentwurf für ein ausführendes Bildhauerteam. Den Höhepunkt und Abschluss der Entwicklung markiert das im Herbst 1523 begonnene Wandgrabmal für Papst Hadrian VI., das in aufwendiger Gliederung aus Carrara- und Buntmarmor für die Nordseite der Chorkapelle von S. Maria dell'Anima konzipiert wurde. Weitestgehend fertiggestellt, fand seine Ausführung mit dem Sacco di Roma ein vorläufiges Ende.

...

Die künstlerische Fragestellung der innovativen Grabmalsgestaltung ist mit einem Geflecht von Fragen nach dem betroffenen Personenkreis, ihrem historischen Wirkungskreis und kirchenpolitischen Ambitionen, der Auftraggeberschaft sowie der keineswegs standardisierten Ikonographie verbunden. Tod und Testament, Liturgie und Begräbniszeremoniell sind ebenso von Bedeutung wie Ort, Form und Funktion der Grabmäler. Dass für die Monumente höchster kurialer Würdenträger im Rom der Hochrenaissance nur anerkannte und etablierte Künstler beauftragt wurden, die heute aber hinter den Werken nur unzulänglich greifbar sind, bildet einen weiteren Ansatz der Studie.

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Summary (excerpt)

The study presented here focuses on the typology of the Roman wall tombs of the High Renaissance. The historical development and form of the High Renaissance tomb is examined before the foil of the sepulchral art of the quattrocento, which was still strongly influenced by Florentine art. The study is based around the first three decades of the 16th century when the specific typology of the wall tomb – framed by two decisive dates, the beginning of the tomb of Julius II in 1505 and the Sacco di Roma in 1527 – developed. Since this is a period of sculptural activity in Rome that has not been extensively researched, the central monuments of the relevant decades are dealt with monographically. It was possible to set their genesis from the first draft to the completion of their production in relation to the overriding questions of those who commissioned them, the biography and social standing of the deceased as well as the respective stylistic and iconographic solutions. The monuments of the following decades, which are briefly considered, show some variations, but in the central elements of the wall structuring and iconographic programme they correspond largely to the pioneering achievements of the first decades.

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Riassunto

Al centro dello studio qui presentato sta la tipologia della tomba parietale romana dell'alto Rinascimento, della quale vengono ricostruiti genesi, sviluppo e caratteristiche salienti a contrasto con l'arte sepolcrale del Quattrocento, d'impronta ancora fortemente fiorentina. Cronologicamente lo studio fa perno sui primi tre decenni del Cinquecento, vale a dire sul periodo nel quale, tra le due date fondamentali dell'inizio della tomba di Giulio II nel 1505 e del sacco di Roma nel 1527, si sviluppa una specifica tipologia romana di tomba parietale. Poiché la scultura di questo periodo a Roma finora è generalmente poco studiata, si sono analizzati monograficamente i monumenti centrali dei singoli decenni. Si è così potuto mettere in rapporto la loro genesi, dal primo progetto fino all'esecuzione compiuta, con i fondamentali problemi della committenza, biografia e posizione sociale del defunto nonché con le corrispondenti soluzioni stilistiche e iconografiche. I monumenti dei decenni successivi, ai quali è dedicata una breve panoramica, pur presentando delle variazioni coincidono però in larga misura con quei primi modelli negli elementi centrali dell'articolazione della parete e del programma iconografico.

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Rezensionen:

»[...] Ihre umfassende Kenntnis archivalischer Quellen und einschlägiger Literatur erlaubt der Autorin präzise kunstgeschichtliche Analysen und zahlreiche weiterführende Beobachtungen im Rahmen ihrer entwicklungsgeschichtlich angelegten Studie, die auch als willkommene Ergänzung zu den in den letzten Jahren erarbeiteten Forschungsergebnissen zu frühneuzeitlichen Memorialstrategien in Rom ist. Dass Götzmann dabei die kurialen Würdenträger und ihre Monumente nicht nur kunsthistorischen, sondern auch historischen Fragestellungen unterzieht, [...] nach den Motiven der Auftraggeber und der Organisation der Künstler, nach der Bedeutung von Liturgie und Begräbniszeremoniell für den Standort der Grabdenkmäler, ist ihr besonders hoch anzurechnen.«.

»[...] ein beachtliche[r] [...] Abbildungsteil beschließ[t] den Band.«.

Eberhard J. Nikitsch, in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken, Bd. 91, 2001, S. 530f.

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